Bäume faszinieren mich immer wieder aufs Neue. Bäume erzählen Geschichten. Etliche Menschen sind an ihnen bereits vorbeigelaufen, Stürme mussten durchgestanden, widrige Umwelteinflüsse ertragen werden, Generationen von Menschen und Weltgeschehen sind an ihnen vorbeigezogen – und die Bäume stehen immer noch.
Die Bäume werden auch noch hier sein, wenn ich schon längst diesen Ort hier auf der Welt verlassen habe. Genauso wie die Sonne, die Steine und der Wind. Ein trauriger Gedanke? Nein. Für mich ist es ein tröstlicher Gedanke. Denn er gibt mir ein Gefühl für die Zeit und eine Ahnung der Ewigkeit. Wir sind ein kleiner Teil des großen Ganzen – im Wandel der Zeit.
Bäume führen uns das Geheimnis der Lebenszeit vor Augen. Jeden Herbst sehen wir wie sich das Grün des Waldes in allerlei bunte Farben verändert. Und wir bekommen einen Blick für Veränderung, für Vergehen und Neu-werden. Leben ist Veränderung. Alles, was sich nicht mehr verändert ist tot. Auch Zeit verändert sich. Wenn auch die Zeit als Spanne an Stunden, Minuten und Sekunden immer gleich bleibt, so verändern sich doch die Zeitqualitäten in unserer Wahrnehmung. Wir erleben erfüllte Zeit, sinnentleerte Zeit, gewinnbringende Zeit, verlorene Zeit. Dem Baum fehlt ein solche Bewusstsein für Zeit. Er steht im Wandel der Zeit. Und trotz Veränderungen im Außen und auch im Inneren des Baumes steht er fest und stabil. Seine Wurzeln halten ihn. Ein Hoffnungsbild für mich. Nicht immer ist es mir gelungen in den Veränderungen meines Lebens so fest zu stehen wie ein Baum. Manches hat mich richtig umgehauen und es hat eine Weile gebraucht, wieder Boden unter den Füßen wahrzunehmen. Eine Rückbesinnung auf meine Wurzeln, die in den ganzen Veränderungsprozessen ja immer noch da waren, wenn auch unmerklich, hat mir geholfen.
Starke Wurzeln geben Kraft. Deshalb ist es wichtig durch Selbstfürsorge und Selbstreflektion für die eigene Wurzelkraft zu sorgen, Ressourcen zu aktivieren, Ballast abzuwerfen und sich immer wieder neu auszurichten.
Bäume sind Sinnbilder des Lebens. Vielleicht hast du Lust bekommen, dich bei deinem nächsten Waldspaziergang auf die Spur des Lebens zu machen. Hier einige Fragen zur Inspiration:
Wo bin ich verwurzelt?
Wo fühle ich mich entwurzelt?
Was hält mich im Sturm?
Wo habe ich Moos angesetzt?
Was ruft nach Veränderung in mir?
Wo bricht neues Leben aus mir hervor?
Schreib dir deine Gedanken am besten auf. Im Schreiben klärt sich vieles. Und du kannst nach einiger Zeit deine Aufzeichnungen auch noch einmal durchlesen und vielleicht einen Veränderungsprozess feststellen.
Viel Spaß bei der Spurensuche!